1. Presseschau
Deutsche Sprachtage in Wittenberg
Nach zweijĂ€hriger Corona-Pause finden in diesem Jahr wieder die Deutschen Sprachtage des VDS statt, und zwar am kommenden Wochenende in der Lutherstadt Wittenberg. Rund 170 Delegierte und GĂ€ste kommen zusammen und befassen sich in Arbeitsgruppen mit aktuellen Sprachthemen. Mit dabei sind rund 20 VDS-Vertreter aus dem Ausland. Die Festrede auf der Eröffnungsveranstaltung am Freitag, 9. September â 18 Uhr im Wittenberger Stadthaus â hĂ€lt der Sprachwissenschaftler Dr. Jörn Weinert von der Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg. Es sprechen auĂerdem der VDS-Vorsitzende Prof. Dr. Walter KrĂ€mer, der Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby und die VDS-Regionalleiterin fĂŒr Sachsen-Anhalt, Arne-Grit Gerold. Das GruĂwort der Stadt Wittenberg ĂŒberbringt BĂŒrgermeister AndrĂ© Seidig. Musikalisch umrahmt wird die Eröffnung von Jassin Awadallah und Felix Condy von der Kreismusikschule Wittenberg. Am Samstag findet die Delegiertenversammlung des VDS statt, auf der auch der neue Vorstand gewĂ€hlt wird. (vds-ev.de)
Ukrainer in Sprachkursen
Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine sind fast 1 Million Menschen nach Deutschland geflĂŒchtet. Mittlerweile haben rund 100.000 von ihnen einen Integrationskurs begonnen, so das Bundesamt fĂŒr Migration und FlĂŒchtlinge (BAMF). Hier wird in 600 Unterrichtseinheiten auch ein Deutschkurs angeboten, weitere 100 Unterrichtseinheiten vermitteln Kenntnisse zu Staat, Gesellschaft und Geschichte. Mit dem Erwerb der deutschen Sprache soll eine Grundlage geschaffen werden, um in der Gesellschaft anzukommen, so das BAMF. Mehr als 80 Prozent der ukrainischen Teilnehmer sind Frauen, darunter viele MĂŒtter kleiner Kinder, meldet das Ăbersetzerportal UEPO. (uepo.de)
2. Gendersprache
Subtiler Zwang
Ihm wurde gekĂŒndigt, weil er nicht gendert â deswegen zog Dr. Klaus Roggenthin vor Gericht. Sein Arbeitgeber â ein Verein, der StraffĂ€llige betreut â hatte ihm gekĂŒndigt, weil er laut eigener Aussage nicht gendern wolle. Vor Gericht gab es jetzt einen Vergleich. Die fristlose KĂŒndigung wurde in eine fristgerechte umgewandelt, der Vertrag lĂ€uft damit regulĂ€r im September aus. Brisanz bekommt das Thema, weil Roggenthin eigentlich im nĂ€chsten Jahr sowieso in Rente gegangen wĂ€re. Die Beklagten fĂŒhrten an, dass das VerhĂ€ltnis bereits schon lĂ€nger belastet sei, so die Welt. Die Ablehnung des Genderns sei da nur ein Tropfen auf dem heiĂen Stein gewesen. Wichtig war Roggenthin die Klage trotzdem: âDas Positive an diesem Prozess ist, dass er sichtbar gemacht hat, dass Gendern keineswegs, wie gern behauptet wird, immer nur freiwillig ist, sondern dass es auf subtile oder auch rabiate Art erzwungen wird.â (bild.de, welt.de)
Kein Gendern auf MĂŒritz-Portal
Das Online-Portal wir-sind-mueritzer.de wird nicht gendern. Bei einer Umfrage hatten sich 91 Prozent der Teilnehmer gegen Genderformen ausgesprochen. Die Redaktion sieht sich damit in der Linie bestĂ€tigt, die sie vorher schon verfolgte: âWir sehen uns damit in unserer bisherigen Haltung bestĂ€rkt, und zwar nicht, weil wir jemanden diskriminieren oder ausgrenzen wollen, sondern weil wir der Meinung sind, dass âGender-Artikelâ deutlich schwerer lesbar sind.â Die Tendenz der Kommentare unter dem Beitrag ist eindeutig. Nahezu alle bestĂ€rken die Redaktion in ihrer Entscheidung. (wir-sind-mueritzer.de)
CDU kritisiert Bochumer âSprachpolizeiâ
Die Stadt Bochum hatte kĂŒrzlich fĂŒr ihre Mitarbeiter eine Handlungsempfehlung zum Gendern ins Intranet gestellt, dazu hat sich neben dem VDS auch die CDU geĂ€uĂert. Sie stellte eine Anfrage im Rat, mit der sie u. a. erfahren will, ob es sich um eine Dienst- oder eine Arbeitsanweisung handelt. Die CDU kritisiert deutlich, dass die Stadt ihre Mitarbeiter auf âgeschlechterumfassende Sprache einschwörenâ will, so die WAZ. Die Verwaltung zeigt sich verwundert. Man wolle nicht mit dem erhobenen Zeigefinger als âSprachpolizeiâ auftreten, heiĂt es von der Leiterin des Gleichstellungs-Referats, Regina Czajka. Die Handlungsempfehlung sei zudem ĂŒberarbeitet worden. Das Gendersternchen solle nur als dritte Option (nach neutralen Bezeichnungen und der Doppelnennung) und nur sparsam genutzt werden. Dass Czajka jedoch dem ĂŒblichen Generalirrtum ĂŒber das generische Maskulinum verfallen ist, zeugt von wenig Einsicht: âDie rein mĂ€nnliche Form wird es dann nun in Zukunft hoffentlich nicht mehr geben.â Hans Henneke, CDU, schreibt in einem Gastbeitrag bei den Ruhrbaronen, dass jemand, der das grammatische Geschlecht nicht vom biologischen unterscheiden kann, besser Nachhilfeunterricht bekommen sollte: âWenn Menschen aber sprachlich stĂ€ndig unter dem Gesichtspunkt des biologischen oder empfundenen oder irgendwie sozialen Geschlechts unterschieden werden, fĂŒhrt dies sicher nicht zu mehr Gleichheit, sondern betont nur stĂ€ndig die Unterschiede. Es ist auch verkopft, verkrampft und dogmatisch â und wirkt von daher so, als sei es von einer Gouvernante der FĂŒnfzigerjahre vorgetragen.â (waz.de (Bezahlschranke), ruhrbarone.de)
3. Kultur
Nettes Miteinander
Wo man frĂŒher wegen eines Dialekts oft gehĂ€nselt wurde, ist jetzt Entpannung eingekehrt â der Schulhof ist lĂ€ngst nicht mehr der Ort, sich ĂŒber andere wegen ihrer Sprache lustig zu machen. Der Schweizer Sender SRF sprach mit Helen Christen, Professorin fĂŒr Germanistische Linguistik an der UniversitĂ€t Freiburg. WĂ€hrend es frĂŒher eher ĂŒblich war, einen fremden Dialekt skeptisch zu beĂ€ugen, wĂŒrden jetzt viele Kinder ihre Sprache, die sie von zu Haus mitbringen, auch im Spiel mit Altersgenossen behalten: âEs gibt offenbar keinen Druck mehr, sich an die herrschende Ortsnorm anzupassen. Wir sind es einfach gewohnt, dass wir nicht alle genau gleich redenâ, so Christen. MobilitĂ€t und Migration seien ĂŒblicher geworden, daraus habe sich eine gröĂere Toleranz entwickelt. Allerdings habe sie festgestellt, dass hĂ€ufiger auch abseits von Schule und UniversitĂ€t Hochdeutsch gesprochen wird. Das sei nicht grundsĂ€tzlich verwerflich, zeige jedoch eine Entwicklung weg vom Dialekt. Die Sorge: Dialekte könnten – wenn sich das Hochdeutsch stĂ€rker durchsetzt, Schaden nehmen: âDamit wĂ€ren wir am Beginn einer Entwicklung, die in Deutschland im 18. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Sie hat letztlich dazu gefĂŒhrt, dass der Dialekt vor allem im Norden des Landes zunehmend in die private GebrauchssphĂ€re zurĂŒckgedrĂ€ngt wurde.â (srf.ch)
4. Berichte
Festakt zum Duden-Jahr
In Schleiz (ThĂŒringen) endete am vergangenen Wochenende das JubilĂ€umsjahr â150 Jahre Schleizer Dudenâ mit einem Festakt. Viel Lob erfuhr Dr. Manfred Eckstein von der Schleizer Arbeitsgruppe dudenker, sie halte die Erinnerung an das Wirken Konrad Dudens ins Schleiz wach und habe auch in ehrenamtlicher Arbeit das Duden-Museum Schleiz aufgebaut. Im Duden-KostĂŒm begrĂŒĂte Eckstein die rund 300 GĂ€ste und verlas ein GruĂwort des thĂŒringischen MinisterprĂ€sidenten Bodo Ramelow. Den Bogen zum heutigen Duden-Wörterbuch spannte die Leiterin der Duden-Redaktion, Katharina Kunkel-Razum, und berichtete aus ihrer Arbeit. Die aktuelle 28. Ausgabe des Dudens enthalte rund 3.000 neue Wörter und es falle ihrer Redaktion âĂŒberhaupt nicht schwer, neue Wörter zu finden.â FĂŒr den VDS sprach Vorstandsmitglied Jörg Bönisch und kritisierte die âsprachlichen Verrenkungenâ durch die Gendersprache. Den Festvortrag hielt Jessica Ammer, Sprachwissenschaftlerin von der Rheinisch-WestfĂ€lischen UniversitĂ€t Bonn. An dieser UniversitĂ€t hatte Konrad Duden ab 1854 sein Staatsexamen abgelegt. (otz.de)
5. Denglisch
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Der VDS-Infobrief enthĂ€lt Neuigkeiten zu verschiedenen Sprachthemen. MĂ€nner sind mitgemeint, das Gleiche gilt fĂŒr andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete BeitrĂ€ge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion wider.
Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke, Jeanette Zangs