Infobrief Nr. 489 (44. Ausgabe in diesem Jahr)

1. Presseschau

Unwort des Jahres spiegelt Klimadebatte wider

Bild: pixabay / cubicrootPixabay-Lizenz

Die Klimadebatte beschäftigt die Menschen, das zeigt sich auch bei den Vorschlägen für das Unwort des Jahres. Bislang kamen die Begriffe größtenteils aus den Bereichen Migration und Flüchtlingspolitik, nun wurden aber Begriffe wie „Ökoterrorismus“ oder „Ökodiktatur“ vorgeschlagen. Auch „Verschmutzungsrechte“, „Co2-Jünger“ oder „Klimakirche“ fanden sich unter den Einreichungen. Das spiegele die politische Debatte wider, so die Sprecherin der Jury, Nina Janich. Insgesamt seien für das nächste Unwort des Jahres jedoch noch nicht viele Vorschläge eingereicht worden. Laut Janich habe es zwar 232 Einsendungen gegeben, aber nur 26 davon entsprächen den Kriterien der Jury. Bis zum 31. Dezember können noch Vorschläge eingereicht werden. Am 14. Januar 2020 wird das Unwort des Jahres in Darmstadt verkündigt. (deutschlandfunk.de)


Normierung der Sprache

„Natürlich gibt es eine Normierung der Sprache“, heißt es im Kommentar eines Nutzers zu einem Artikel der taz über den Verein Deutsche Sprache. Diese Normierung nenne sich Grammatik und Orthographie, schreibt der Nutzer und führt fort: „Dass Sprache sich wandelt, ändert nichts daran, dass Binnensternchen usw. bisher nicht in diese Normierung eingegangen sind und von einer großen Mehrheit nicht verwendet oder gar abgelehnt werden.“ Im Artikel der taz wird über die Flugblattaktion des Vereins Deutsche Sprache geschimpft, mithilfe derer Studenten gesucht wurden, die für eine nicht-gegenderte Arbeit eine schlechtere Note bekommen haben und dagegen klagen möchten. Gerade weil die Gendersprache grammatisch so umstritten ist und viele Leute nicht gendern möchten, ist ein Aufzwingen von neuen Sprachregeln problematisch. Die Frage nach der grammatischen Korrektheit wird auch von einem Nutzer aufgegriffen, der Partizipien wie „Studierende“ kritisiert, denn „die deutsche Sprache ist sehr präzise und ein Studierender ist jemand, der gerade das Studieren ausübt“. Der Verein Deutsche Sprache möchte eine Hilfestellung anbieten für diejenigen, die in ihren Seminar- und Abschlussarbeiten einen Notenabzug bekommen, weil sie keine geschlechtergerechten Formulierungen verwenden. Bundesweit wurden an Hochschulen Flugblätter verteilt, schwerpunktmäßig an Universitäten, die besonders strenge Vorgaben zum Verwenden der Gendersprache erlassen haben. (taz.de, derstandard.de)


Ottmar Hitzfeld über seine Karriere

Am Anfang noch auf dem Platz, dann auf der Trainerbank, und jetzt als Experte im Fernsehstudio – Ottmar Hitzfeld hat ein umtriebiges Fußballleben geführt. Das VDS-Mitglied ist im Reinen mit seiner Karriere. In einem Interview mit Spiegel Online beschreibt er, wie wichtig Kommunikation in einer Mannschaft ist. Mit ihr würde das Vertrauen aufgebaut, das man brauche, um als Team zu funktionieren. Daher sei es ihm immer wichtig gewesen, den Spielern ein Partner zu sein, und kein Chef, der Entscheidungen von oben aufdrücke. So sei es möglich, auch in schwierigen Zeiten, zum Beispiel nach Niederlagen, fair miteinander umzugehen. (spiegel.de)


Luxemburgische Sprache erfreut sich steigender Beliebtheit

Immer mehr Menschen schreiben sich in Luxemburg in Sprachkurse ein. Im Jahr 2009 lernten knapp 2000 Schüler am nationalen Spracheninstitut die luxemburgische Sprache, zehn Jahre später sind es bereits 5300. Die Zahl der angebotenen Kurse hat sich in dem Zeitraum fast vervierfacht. Gute Kenntnisse des Luxemburgischen sind zum Beispiel nötig, wenn man die luxemburgische Staatsangehörigkeit erwerben will. Im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Regierung circa 11.900 Menschen eingebürgert worden. Um die luxemburgische Sprache weiterhin zu fördern, wird derzeit ein 20-Jahres-Plan für die Sprache entwickelt. Außerdem wurde 2018 ein Zentrum für die luxemburgische Sprache eingerichtet, das sich vor allem um Rechtschreibung und Grammatik kümmert. (n-tv.de)


2. Unser Deutsch

nachhaltig

Es gibt Wörter, die wie Fahnen über einem Gebäude flattern, die Symbol und Versprechen sind, die Vertrauen spenden und Zuversicht. Ein solches Wort ist nachhaltig, und davon abgeleitet die Nachhaltigkeit. Über Alter und Bildungsweise sagen die Wörterbücher wenig. Schon Goethe benutzte es im Sinne von ‚andauernd‘. „dass er äußerer Hilfsmittel bedürfe, um nachhaltig zu wirken“, heißt es in Wilhelm Meisters Lehrjahren. Ähnlich verwendet er das Verb nachhalten: “nur hält es leider nicht lange bei mir nach“. Nach, als Adverb und Präposition, zeigt semantisch die zeitliche Perspektive in die Zukunft an. Unser heutiges Verständnis von Nachhaltigkeit reicht aber weit über diesen gelegentlichen Gebrauch hinaus. Es ist geladen mit der Programmatik ökologischer, zukunftssichernder Land- und Forstwirtschaft, mit dem Kreislauf von Produktplanung, -herstellung und Recycling und sorgfältigem Umgang mit den Ressourcen dieser Erde.

Wie aber entstand dieser umfassende Wortgebrauch, wer hat das Wort nachhaltig erstmals in diesem Sinne gebraucht?Es war der Forstwirtschaftler Hans Carl von Carlowitz (1645-1714), Leiter des Oberbergamtes in Freiberg/Sachsen. Er hat in seinem forstwirtschaftlichen Werk Sylvicultura oeconomica vom Jahre 1713 – damals publizierte die Wissenschaft meist noch auf Latein – erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit in der Holzwirtschaft eingeführt. Man müsse ebenso viel säen und pflanzen, wie man Bäume fällt. Denn wer mehr Bäume fällt, als er pflanzt, hat bald keinen Wald mehr. Holz war damals wichtigster Energieträger für die Erzverarbeitung, für Heizen und Kochen, er war Rohstoff für Schiffbau, Bergbau und Hausbau. Ursprünglich benutzte der Oberberghauptmann die Partizipform nachhaltend, die später durch nachhaltig ersetzt wurde. Nirgends steht die zeitliche Dimension der Nachhaltigkeit so anschaulich vor Augen wie im langsam wachsenden Wald. Wer heute nachpflanzt, sorgt für Generationen nach ihm.

Erst im 19. Jahrhundert breitete sich dieses forstwirtschaftliche Prinzip in Europa aus, nachhaltig erscheint nun in englischer Fachliteratur als sustainable. Dieses Wort nimmt Mitte des 20. Jahrhunderts die neue Umweltbewegung auf. Nun wird auch das deutsche nachhaltig (als Übersetzung von sustainable) wiederentdeckt, jetzt in erweiterter Bedeutung. Aus dem ökönomischen Fachwort eines sächsischen Forstbeamten ist ein Fahnenwort der Umweltbewegung geworden, ein Wegweiser für neues ökologisches Wirtschaften. Allerdings müssen Worten auch Taten folgen.

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de


3. Berichte

VDS-Münsterland lud zu buntem Nachmittag mit kecken Texten

Freunde des Humors und der Sprache waren gern gesehene Gäste auf der Veranstaltung des VDS-Münsterland, die unter dem Motto „Schabernack und Geistesblitze“ stattfand. Am Samstag, den 2. November, stand im Bürgerhaus Saerbeck alles unter der Maßgabe des Humors und des Augenzwinkerns. Neben der Lesung von Texten bekannter Autoren, wie Erich Kästner, trugen einige Autoren auch ansprechende Eigenkompositionen vor. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Musik Franz Twicklers. Auch Tönne Stein, ein Kenner der niederdeutschen Sprache, war mit von der Partie. So verwundert es nicht, dass die 120 eingeplanten Plätze nicht ausreichten und das Auditorium um die eine oder andere Stuhlreihe erweitert werden musste. (muensterschezeitung.de, wn.de)


4. Denglisch

Zurück zum Deutschen

Während die meisten Unternehmen auf Anglizismen setzen und englische Namen einführen, macht der Tiroler Skilehrerverband genau das Gegenteil. Nach fast 20 Jahren unter dem Namen „Snow Sport Tirol“ geht die Schule nun zurück zum Ursprung und nennt sich wieder „Tiroler Skischule“. Der Präsident der Tiroler Skischule, Richy Walter, erklärt: „Dadurch können wir uns stärker von der internationalen Konkurrenz abheben. Der Name ‚Tiroler Skischule‘ ist international eine Marke und hat schon einen Kultstatus unter den Gästen.“ (meinbezirk.at)


5. Termine

8. November, Region 23 (Lübeck/Wismar)
Mitgliedertreffen
Zeit: 17:30 Uhr
Ort: Restaurant Bootshaus, Hüxtertorallee 4, 23564 Lübeck

8. November, Region 08 (Zwickau, Plauen)
Mitgliederversammlung
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Gaststätte zum Vogtländer, Schmidtstr. 17, 08606 Oelsnitz

11. November, Region 24 (Kiel, Flensburg)
Mitgliedertreffen
Zeit: 17:30 Uhr
Ort: Restaurant St. Knudsborg, Munketoft 33, 24937 Flensburg

11. November, Region 65 (Wiesbaden/Kelkheim)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Restaurant Europa, Stadthalle Kelkheim, Gagernring 1, 65779 Kelkheim (Taunus)

11. November, Region 20/22 (Hamburg)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Hotel Ibis Alsterring, Pappelallee 61, 22089 Hamburg

14. November, Region 18 (Rostock)
Mitgliedertreffen
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Gasthaus „Zum Bauernhaus Biestow“, Am Dorfteich 16, 18059 Rostock

20. November, Region 76 (Karlsruhe, Baden-Baden)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Hotel Leonardo, Ettlinger Str. 23, 76137 Karlsruhe

21. November, Region Österreich (Wien – Verein Muttersprache)
70-Jahr-Feier Verein Muttersprache
Zeit: 18:30 Uhr
Ort: Magistratisches Bezirksamt, 3. Bezirk, Karl-Borromäus-Platz 3, 1030 Wien, Österreich

21. November, Region 67/68/69 (Rhein-Neckar)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Gastwirtschaft Epirus, Augusta-Anlage 42, 68165 Mannheim

25. November, Region 09 (Chemnitz)
Mitgliedertreffen mit Vortrag: Verschwundene und kuriose Berufe – gestern und heute
Zeit: 17:00 – 18:30 Uhr
Ort: Solaristurm, Neeferstraße 88, 09116 Chemnitz

27. November, Region 03 (Cottbus)
Mitgliederversammlung
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Hotel Zur Sonne, Taubenstraße 7, 03046 Cottbus

28. November, Region 90/91/92 (Nürnberg, Erlangen)
Mitgliedertreffen mit Leseabend
Zeit: 18:00 – 20:00 Uhr
Ort: Altdorfstübchen im Weinstadel, Maxplatz 8, 90403 Nürnberg

28. November, Region 70/71/73/74 (Stuttgart, Nordwürttemberg)
Regionalversammlung
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Brauereigaststätte Dinkelacker, Tübinger Str. 46, 70178 Stuttgart

29. November, Region 25 (West-Schleswig-Holstein)
Informations- und Diskussionsveranstaltung: Die deutsche Sprache – ein Pflegefall?
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Gemeindehaus der Rellinger Kirchengemeinde, Hauptstraße 36a, 25462 Rellingen

6. Dezember, Region 28 (Bremen)
Mitgliedertreffen / Treffen der Sprachfreunde Bremen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Restaurant 1783 (Kaffeezimmer), Am Markt 13, 28195 Bremen

9. Dezember, Region 20/22 (Hamburg)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Hotel Ibis Alsterring, Pappelallee 61, 22089 Hamburger

10. Dezember, Region 65 (Wiesbaden/Kelkheim)
Mitgliedertreffen
Zeit: 19:00 Uhr
Ort: Restaurant Europa, Stadthalle Kelkheim, Gagernring 1, 65779 Kelkheim (Taunus)


IMPRESSUM

Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln mitunter die Meinung der Redaktion.

Redaktion: Holger Klatte, Alina Letzel, Frank Reimer

© Verein Deutsche Sprache e. V.

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