VDS entsetzt über Aussage von Winfried Kretschmann
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) reagiert mit Befremden auf die Aussage des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, dass Rechtschreibunterricht nicht mehr so wichtig sei wie früher. Kretschmann sagte der dpa, heutzutage gebe es „kluge Geräte“, die Rechtschreibung und Grammatik korrigierten. „Diese Aussage ist nicht zu Ende gedacht“, bemängelt der Vorsitzende des VDS, Prof. Dr. Walter Krämer, „Geräte und Programme können Rechtschreibung und teilweise auch die Grammatik korrigieren, jedoch sind sie nicht in der Lage, die Absicht des Autors zu erkennen. Dieser kann sich durchaus mal vertippen und dabei trotzdem ein korrektes deutsches Wort schreiben.“ Gerade Kretschmann als ehemaliger Biologie- und Chemielehrer sollte mit seinem wissenschaftlichen Hintergrund wissen, dass ein kleiner Fehler wie ein fehlendes oder zusätzliches „a“ (z. B. symmetrisch/asymmetrisch) einer Aussage eine völlig andere Zielrichtung geben kann.
Die Aussage, dass es dringendere Probleme in der Bildungspolitik gebe, hält Krämer für populistisch. „Natürlich gibt es die Sorgenkinder Inklusion, fehlende Lehrer und schlechte Bezahlung der Erzieherinnen – aber ein Problem gegen ein anderes auszuspielen bringt die Menschen in ihrer Bildung nicht weiter“, so Krämer. Eine korrekte Rechtschreibung ist der Garant für gelungene Kommunikation – und selbst ein Liebesbrief wirkt anders, wenn er nicht voller Fehler ist. Ob der Text gedruckt oder handschriftlich verfasst ist, spielt dabei keine Rolle.