Infobrief vom 12. Februar 2022: Duden enttäuscht Juden

1. Presseschau

Duden enttäuscht Juden

Wer in der Netzausgabe des Dudens das Wort „Jude‟ nachschlägt, findet neben dem Wort ein kleines Symbol einer Glühbirne, welche einen besonderen Hinweis zu dem Wort enthält. Die Anmerkung lautet, dass die Bezeichnung als diskriminierend empfunden werden könne, die Verwendung erinnere an den Sprachgebrauch der Nationalsozialisten. Alternativ wären die Bezeichnungen „jüdische Menschen‟ oder „Menschen jüdischen Glaubens‟ geeignet. Dieser Zusatz erfährt Gegenwind. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, verkündete: „Das Wort Jude ist für mich weder ein Schimpfwort noch diskriminierend‟. Er sehe die Bezeichnung auf Augenhöhe mit „Katholiken‟ oder „Protestanten‟. Auch Ayala Goldmann kommentierte für die Jüdische Allgemeine, dass sie keinen Juden kenne, der dieses Wort als diskiminierend empfände. Es sei wohl eher Nichtjuden unangenehm, denen die Klänge aus nationalsozialistischer Vergangenheit im Ohr liegen. Zudem sei die Bezeichnung „Menschen jüdischen Glaubens‟ unzureichend, weil sie die ethnische Zusammengehörigkeit der Juden überginge.

Die Leiterin der Duden-Redaktion Kathrin Kunkel-Razum erklärt, dass sie die Kritik ernst nehme und niemanden diskriminieren wolle. Den Hinweis in der Onlinefassung des Dudens gebe es bereits seit 2011, nicht nur bei „Jude‟ sondern auch bei 200 weiteren Stichwörtern. Eine Überarbeitung sei jedoch bereits in Auftrag gegeben. (juedische-allgemeine.de, juedische-allgemeine.de)

Anmerkung: Nach der Logik der Dudenredaktion hätten am Ende die Nationalsozialisten doch noch gewonnen.


Polen benachteiligt deutsche Minderheit im Unterricht

Der polnische Bildungsminister Przemysław Czarnek hat eine Regelung unterzeichnet, welche die deutsche Sprache offen benachteiligt. Demnach sollen Schüler ethnischer oder nationaler Minderheiten Unterricht in ihrer Sprache in öffentlichen Schulen an drei Wochenstunden bekommen. Die Änderung sieht jedoch vor, dass für Schüler der deutschen Minderheit nur noch eine Wochenstunde Deutschunterricht gegeben wird. Bereits im Dezember wurden Haushaltskürzungen für 2022 angekündigt, welche vor allem die Kürzung des Unterrichts von Deutsch als Minderheitensprache in Höhe von knapp zehn Millionen Euro vorsahen. Der Abgeordnete der rechten Kleinpartei „Solidarisches Polen‟ Janusz Kowalski sieht sich als Vorreiter dieser Sprachpolitik: Die Polen in Deutschland seien nicht als Minderheit anerkannt und würden damit ebenfalls beim muttersprachlichen Unterricht diskriminiert. Abgeordnete der polnischen Linken erwägen, gegen die neue Sprachpolitik die Menschenrechtskommissarin des Europarats einzuschalten. Durch diese politischen Angriffe sollen offenbar Ängste gegenüber der Minderheit geschürt werden. „Wenn die Minderheiten in Polen unterschiedlich betrachtet werden sollen, darf man nicht gleichgültig bleiben. Warum zielt die Regierung mit dieser Waffe auf genau eine Minderheit?“ sagt Krzysztof Śmiszek. Polens Innenministerium zählt neun nationale Minderheiten, dazu zählen Deutsche, Ukrainer und Juden und vier ethnische Minderheiten, wie Roma und Tataren. Aus den Daten der Volkszählung 2011 geht hervor, dass Deutsche mit rund 144 000 Angehörigen die größte Gruppe sind. Die meisten von ihnen leben im schlesischen Oppeln und stellen dort rund zehn Prozent der Bevölkerung. Knapp 39 000 Schüler wären von der Gesetzesänderung betroffen. (faz.net (Bezahlschranke))

Anmerkung: Die FAZ beziffert (laut Mikrozensus) etwa „2,2 Millionen Menschen mit polnischem Migrationshintergrund“ in Deutschland; solche mit Aussiedlerstatus seien in der Zahl enthalten.


Leipziger Buchmesse erneut abgesagt

Zum dritten Mal in Folge wird die Leipziger Buchmesse wegen der anhaltenden Pandemie abgesagt. Die Messe könne vom 17. bis zum 20. März nicht stattfinden, da viele Aufsteller abgesagt hätten, verkündete der Veranstalter. Vor allem erschwerten personelle Engpässe der Verlage die Durchführung einer solch großen Publikumsveranstaltung, so der Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner. Auch der VDS und der IFB Verlag Deutsche Sprache wären mit einem Stand dabei gewesen. Somit hofft man auf die Leipziger Buchmesse im nächsten Jahr: vom 23. bis 26. März 2023. (zeit.de)


2. Gendersprache

Norwegen schafft geschlechtsneutrales Fürwort

Der nationale Sprachrat in Norwegen will das norwegische Wörterbuch um ein persönliches Pronomen ergänzen. Neben der weiblichen Form „hun“ und der männlichen Form „han“ soll nun die geschlechtsneutrale Form „hen“ hinzugefügt werden. Daniel Ims, Mitglied des Sprachrats, erklärt, dass sich die Verwendung der neutralen Form im Laufe der Zeit etabliert habe.

Weltweit finden ähnliche Debatten statt. In Frankreich wird derzeit über das Pronomen „iel“ diskutiert und 2019 wurde in den USA das Merriam-Webster Wörterbuch um die geschlechtsneutrale Form „they“ im Singular ergänzt. Auch die Schweden haben bereits 2015 das geschlechtsunspezifische Pronomen „hen“ in die Wörterliste der Schwedischen Akademie aufgenommen. Durch die Verwendung und Ergänzung solcher Pronomen erhoffen sich Aktivisten die rechtliche Anerkennung von Personen, die sich nicht als weiblich oder als männlich einordnen können oder wollen. (orf.at)


Gendern ist „Wortzertrümmerung“

In seinem Kommentar für die Frankfurter Allgemeine Zeitung argumentiert Sascha Zoske, dass Gendersprache an Universitäten weder erforderlich noch angemessen sei. Laut Zoske werde die Sprache durch das Gendern misshandelt. Dass sich der Sprachgebrauch wandeln kann, bestreitet er nicht. So empfindet er die Abkehr vom Wort Fräulein als angemessen, da dies eine veraltete und abwertende Bezeichnung sei. Zu bekämpfen sei aber, wenn nun der Student dem Studierenden weichen müsse. Die Universitäten seien ein Platz, an dem mit Sprache experimentiert werden dürfe, das Gendern sieht er jedoch als „Wortzertrümmerung‟ an. Vor allem kritisiert Zoske Dozenten, welche mit Punktabzug drohen, falls in Studienleistungen nicht gegendert wird. Hierbei bezieht er sich auch auf das Gutachten, welches durch die Universität Kassel beauftragt wurde. Er argumentiert, dass die „sprachliche Dekonstruktion‟ und das Aufzwingen von Genderregeln nicht erforderlich seien, um Gleichstellung durchzusetzen, schließlich hätten es Frauen und Transmenschen auch ohne Gendersprache bereits in Raumstationen oder internationale Führungsetagen geschafft. Zoske plädiert für einen sprachlichen Pragmatismus und eine Umdeutung, statt künstlicher Eingriffe in die Grammatik. Als Beispiel führt er das Wort schwul an. Es sei längst kein Schimpfwort mehr, nämlich durch den aktiven Sprachgebrauch und die Bemühungen der Homosexuellenbewegung. So könne man auch mit dem generischen Maskulinum verfahren. Es müsse stärker in den Gedächtnissen verankert werden, dass es sich bei dem generischen Maskulinum um eine Form handelt, welche alle einbezieht. Die Grammatik sei eben kein Werkzeug der Unterdrückung. (faz.net (Bezahlschranke))

Anmerkung: Grammatik kann nicht unterdrücken, sie wüsste gar nicht, wie sie das anstellen soll. Unterdrücken können nur Lebewesen.


Gendern in Italien

Auch die italienische Sprache bleibt vom Zugriff der Ideologen nicht verschont. Der Lingustik-Professor Massimo Arcangeli aus Cagliari hat bei change.org eine Petition gegen das Gendern aufgelegt. Sogar in Stellenausschreibungen des Unterrichtsministeriums tauchen bereits gegenderte Versionen für Berufsbezeichnungen auf. Als eine Sprache mit der Möglichkeit, nach Geschlechtern zu differenzieren, wird zwangsläufig auch das Italienische zur Zielscheibe jener Aktivisten, die überall Inklusion für alle binären und nicht binären Geschlechter schaffen wollen. Steine des Anstoßes sind die geschlechtsspezifischen Endungen „a“ und „o“, zum Beispiel in infirmiera oder medico. Diese Endungen sollen ersetzt werden durch den Laut und das Zeichen für ein tonschwaches „e“, in der Lautschrift ein -ɘ-. Das Zeichen ist dem Hebräischen entnommen und auf Italienisch als Scevà, auf Deutsch als Schwa, auf Englisch als Schwa (oder Shwa), bezeichnet. Die „Inklusivisten“ in Italien sind sogar schon weiter als ihre hiesigen Kollegen. Sie haben nämlich konsequent auch die Pluralformen und die Artikel einbezogen. Einzelheiten und Beispiele auch im Text der Petition (siehe unten). Arcangeli begründet seine Kritik sprachwissenschaftlich mit ähnlichen Argumenten wie es sie für das Deutsche gibt. Er betont, dass durch diesen Angriff auf die italienische Sprache auch der lange Kampf um weibliche Bezeichnungen ehemals nur männlich gefasster Wörter vergeblich gewesen sei (lettore – lettrice; professore – professoressa; autore – autrice).

Die Petition stammt vom 4.2.2022 und hat bereits fast 20.000 Unterstützer, darunter zahlreiche prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Claudio Marazzini, Präsident der Academia della Crusca. Kurt Gawlitta hat sich für den Vorstand des VDS beteiligt. (italofonia.info)

Anmerkung: Im Deutschen und Englischen ist das Schwa die Schwundstufe eines vollen Vokals, und als solcher stets unbetont. Seine Verwendung geriete auch im Italienischen zu einer weiteren, wenn auch subtilen und daher umso bösartigeren Diskriminierung.

3. Sprachspiele: Unser Deutsch

Bürgerinnen und Bürger?

Als Alternative zum Gendern mit * (Bürger*innen) begegnet häufig die Doppelnennung männlicher und weiblicher Personenbezeichnungen: Politiker und Politikerinnen, Bürger und Bürgerinnen, Christen und Christinnen. Besonders Korrekte, die dem Vorrang des Weiblichen Tribut zollen wollen, drehen die Reihenfolge um: „Liebe Bürgerinnen und Bürger“ mag es dann heißen. Allerdings habe ich beobachtet, dass die Endung -innen bei dieser Reihung öfter verloren geht. Dem neuen Bundeskanzler ergeht es so. Hören Sie einmal hin.

Woran liegt das? Ist es einfach der Redegeschwindigkeit geschuldet? Oder macht sich hier unwillkürlich ein Widerstand gegen diese Doppelung breit? Schließlich hat man ja jahrhundertelang einfach von den Bürgern und den Christen gesprochen und keiner dachte, dass hiermit nur Männer und männliche Gläubige gemeint seien.

Das alles mag eine Rolle spielen. Entscheidend aber ist eine sprachliche Gesetzmäßigkeit, die in der Umkehr der doppelten Benennungen verletzt wird. Sprachwissenschaftler kennen das ‚Behaghelsche Gesetz‘, das Otto Behaghel im 4. Teil seiner Deutschen Syntax (1932) aufgestellt hatte. Es ging ihm um die Reihenfolge in der Wort- und Satzgliedstellung. Die bekannteste seiner vier Grundprinzipien bezieht sich auf die Reihung von zwei semantisch nahestehenden Gliedern. Behaghel spricht vom ‚Gesetz der wachsenden Glieder‘, das heißt: von zwei Gliedern geht das kürzere dem längeren voraus, also Bürger und Bürgerinnen. Behaghels Entdeckung ist in der neueren Linguistik vielfältig diskutiert und vertieft worden. Es hatte Bestand. Daran sei hier erinnert.

Die scheinbar einfache Umkehr der Reihung, eine Kleinigkeit, erweist sich als Verstoß gegen ein syntaktisches Grundprinzip. Darum verliert sich die Verlängerung durch –innen zuweilen in der schnellen Rede. Meist sind das übrigens abgelesene Reden, also eigentlich Schriftliches. Oder wir haben es mit einer betonten Verneigung vor feministischen Forderungen zu tun. Im ungeplant gesprochenen Gespräch wird die Umkehrung (erst das längere, dann das kürzere) keinen Bestand haben. Hier gelten die eisernen Regeln der Sprache. Auch Genderstern, Unterstrich und ähnliches sind Erfindungen für die Schriftsprache. Daraus können sie ebenso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind.

Horst Haider Munske

Der Autor ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ergänzungen, Kritik oder Lob können Sie schicken an: horst.munske@fau.de


4. Kultur

Ausstellung zur Fliegersprache

Die Sonderausstellung Bombenwetter! Luftkrieg und Sprache, die bis zum 31. Juli noch in Rechlin (Mecklenburg-Vorpommern) zu sehen ist, thematisiert den Zusammenhang zwischen Militär und Sprache und inwieweit Kriege die Sprache beeinflusst haben. Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt, Leiter des Militärhistorischen Museums in Berlin-Gatow erklärt, dass viele Wörter und Redewendungen, die mit dem Militär zusammenhingen, ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben. Die Ausstellung stellt augenscheinlich harmlosen Wörtern ihre ursprüngliche, mitunter grausame Bedeutung gegenüber. Auch das derzeit angesagte denglische „Booster“ stamme aus der Fliegersprache. Zwar wurde der Begriff bereits vor der Pandemie in der Kosmetikbranche verwendet, beispielsweise bei Pflegeprodukten, welche Alterserscheinungen wie Falten mindern sollen, jedoch war der Ausdruck vor allem in der militärischen Luftfahrt bekannt: als eine Starthilfsrakete, welche in den 1950-1960er Jahren verwendet wurde. Weitere früher einmal englische Begriffe aus der Fliegersprache, sind „Blockbuster“: heutzutage eine erfolgreiche Kinoproduktion, früher eine Fliegerbombe im Zweiten Weltkrieg mit großer Zerstörungskraft, oder auch die „Deadline“, heute der Abgabezeitpunkt/die Frist. Das Wort stammt wohl aus dem amerikanischen Englisch und bezeichnet die Außenbegrenzung eines Gefangenenlagers. (nordkurier.de)


Grundschüler wird begehrter Autor

Mit reichlich Kreativität verzauberte der achtjährige Grundschüler Dillon Helbig aus Boise (Idaho) seine Gemeinde. Während der Weihnachtsferien schrieb der Grundschüler innerhalb von nur vier Tagen ein Buch über eine Zeitreise, die damit beginnt, dass der Stern auf seinem Weihnachtsbaum explodiert. Die fantasiereiche Erzählung umfasst dank zahlreicher gemalter Bilder stolze 81 Seiten. Da ihm ein Verlag fehlte, platzierte er kurzerhand die einzige Ausgabe seiner Geschichte in der örtlichen Bibliothek, welche er mit seiner Großmutter besuchte. Seine Weihnachtsgeschichte wurde zu einem großen Erfolg. 56 Interessenten befanden sich im Januar auf der Warteliste, um das begehrte Werk zu lesen – trotz zahlreicher Rechtschreib- und Grammatikfehler. Es hätten sich bereits Verlage gemeldet, welche die Geschichte veröffentlichen wollen. Der junge Autor plant bereits sein nächstes Buch. (nytimes.com)


Wie Hebräisch zur modernen Sprache wurde

Im Sommer 1922 wurde (Neu-)Hebräisch, neben Englisch und Arabisch, eine der Landessprachen im britischen Mandatsgebiet Palästina. Zurückzuführen ist diese administrative Aufwertung der Sprache maßgeblich auf die Arbeit des 1858 in Belarus geborenen Sprachwissenschaftlers und Publizisten Eliezer Yitzchak Perlman. Hebräisch galt im 19. Jahrhundert als „halbtote Sprache“ und einige Zionisten, wie Theodor Herzl, favorisierten zunächst das Deutsche als Landessprache für einen jüdischen Staat. 1881 wagte Perlman die Auswanderung in das noch osmanische Palästina. Gemeinsam mit anderen gründete er einen Sprachverein. Die spätere Akademie der jüdischen Sprache sollte die Sprache zukunftstauglich machen. Andere semitische Sprachen wie Arabisch und Aramäisch, aber auch die deutsche Sprache halfen, den hebräischen Wortschatz zu erweitern. Perlman kehrte zeitweise zurück nach Berlin und veröffentlichte sein hebräisches Wörterbuch im Verlag Langenscheidt. 1948 wurde mit der Gründung des Staates Israel dem Englischen der Status einer Amtssprache aberkannt und auch das Arabische gilt seit dem Nationalstaatsgesetz 2018 nicht mehr als Amtssprache. (berliner-zeitung.de)


5. Berichte

Neue AG Ausgangsschrift

Schüler und Lehrer gleichermaßen mussten sich seit Beginn der Pandemie an einen ungewöhnlichen Schulalltag gewöhnen. Teilpräsenz, Fernunterricht, Schichtmodell – die Schule steht während der Pandemie inmitten großer Herausforderungen. Eine begründete Sorge dabei ist, inwieweit diese sich negativ auf den Lernfortschritt der Schüler auswirken.

Das Schreibmotorik Institut e. V. lädt derzeit Lehrkräfte aller Schulformen ein, an der „Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben“ (kurz STEP2022) teilzunehmen. Das Ziel der Studie ist, Auswirkungen der pandemiebedingten Lehrsituation und der Digitalisierung des Unterrichts auf die Schreibmotorik der Schüler zu identifizieren.

Katharina Rehm, Berufsschullehrerin und Graphologin, lobt die Studie, findet allerdings auch Mängel: „Zweifelsohne hat die Pandemie alle Beteiligten mit ungewohnten Lehrmethoden überrumpelt, und neue Probleme finden darin gewiss ihren Ursprung. Hier sollte jedoch getrennt werden: Schwierigkeiten bei der Ausbildung der Handschrift gibt es schon deutlich länger. Die Pandemie mag bei diesen zwar als Katalysator fungieren, darf allerdings nicht als Ursache missverstanden werden.“

Einen entscheidenden Aspekt lasse die Studie außer Acht: die jeweilige Ausgangsschrift des Schülers. In Deutschland gibt es vier verschiedene Ausgangsschriften: Lateinische Ausgangsschrift, Vereinfachte Ausgangsschrift, Schulausgangsschrift und Grundschrift. „Wie diese sich auf das Schriftbild der Schüler auswirken, findet bisher wenig Beachtung – so auch nicht in der Studie“, bemängelt Rehm.

Um einen Anstoß zu geben, mehr in diese Richtung zu forschen, hat Rehm nun die Arbeitsgemeinschaft „AG Handschrift“ im VDS gegründet. Insbesondere in einem Austausch zwischen Lehrern verschiedener Schulformen sieht sie die Chance, wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung der schreibmotorischen Schulung von Kindern zu gewinnen: „In dieser Arbeitsgruppe möchte ich Erfahrungen und Beobachtungen zu Aspekten des Erwerbs einer Handschrift und ihrer Fortentwicklung sammeln und vergleichen.“

Die Studie ist unter folgender Adresse zu finden: soscisurvey.de.

Zur neuen AG Ausgangsschrift geht es hier: vds-ev.de.


6. Denglisch

Überwürzung durch Anglizismen

Für Dominik Heitz, Redaktor bei der Basler Zeitung, sind Wortschöpfungen aus dem Englischen „das Salz in der deutschen Sprache‟. Durch den Einfluss des Englischen vor allem über die Internetmedien habe die deutsche Sprache aber „eine Überwürzung erfahren‟. Vielen Journalisten kämen gängige Wörter wie Mitarbeiterstab, Spielerbeobachter oder die Wendung Tatsache ist, anscheinend fremd vor, so dass sie lieber staff, scout oder Fakt ist schrieben. Heitz selbst gesteht, er könne mit diesen englischen Wörtern in der deutschen Sprache wenig anfangen. Diese Feststellung reicht normalerweise nicht aus, um im Infobrief erwähnt zu werden. Der Grund, warum das hier trotzdem erfolgt, ist die Abbildung einer Doppelseite des VDS-Anglizismen-INDEX, die dem Artikel beigestellt ist. Gut zu wissen, dass dieses wichtige Buch in den Zeitungsredaktionen vorhanden ist. (bazonline.ch (Bezahlschranke))

Anmerkung: Die Würzwörter werden oft auch noch irreführend ausgesprochen. Zum Beispiel hört sich staff immer wie das englische stuff an, auf Deutsch Zeugs. Kann man machen, aber zum Protzen gehört die richtige Aussprache: im britischen Englisch mit langem a, im amerikanischen mit einem langen ä.


Der VDS-Infobrief enthält Neuigkeiten der vergangenen Woche zur deutschen Sprache. Männer sind mitgemeint, das Gleiche gilt für andere Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln gelegentlich die Meinung der Redaktion.

Redaktion: Oliver Baer, Holger Klatte, Asma Loukili, Dorota Wilke

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